Verwilderte Katzen und Katzenplage in Australien


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Die CSIRO (Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation) schätzt aufgrund neuester Untersuchungen, dass verwilderte Katzen in Australien jede Nacht etwa 75 Millionen einheimische Tiere töten. Verwilderte Katzen sind demnach Hauptursache für die Bedrohung und das Aussterben von australischen Säugetier-, Reptil- und Vogelarten.

Geschichte der Katzenausbreitung in Australien

Australien war nicht immer ein Katzenparadies. Es ist anzunehmen, dass Katzen während der letzten 10.000 Jahren periodisch durch indonesische, chinesische, portugiesische und niederländische Seefahrer eingeführt wurden, aber sie konnten sich in einer Umwelt mit Teufeln, Tigern, Dingos und Aborigines aufgrund ihrer geringen Größe und Ausdauer nicht durchsetzen. Ihre Konkurrenten hatten keine Probleme, ihren Spuren zu folgen, sie zu töten oder zumindestens von ihren Opfern zu verjagen.

Doch vor etwa 400 Jahren starben die Teufel und Tiger auf dem australischen Kontinent aus. Es wird vermutet, dass die starke Ausbreitung der Dingos Ursache hierfür war. Im 18. Jahrhundert führten die Engländer erneut Katzen in Australien ein und einige von ihnen liefen weg und verwilderten. Zusätzlich wurden Katzen in die freie Wildbahn ausgesetzt, um die Kaninchen und Ratten unter Kontrolle zu halten.

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Aufgrund mangelnder Konkurrenz konnten sich die verwilderten Katzen ungestört auf dem ganzen Kontinent ausbreiten. Die CSIRO schätzt, dass es in Australien 15 Millionen verwilderte Katzen gibt und nur etwa 2,7 Millionen Hauskatzen. Süße Kuschelkatzen verwandeln sich in der Wildnis innerhalb von ein bis zwei Generationen zu großen Killermaschinen.

Katzenkontrolle durch Giftköder

Die australische Regierung versuchte, Füchse und Katzen durch Giftköder zu kontrollieren. Diese Methode funktioniert hervorragend mit Füchsen, aber nicht mit Katzen, weil sie verwestes Fleisch vermeiden. Deshalb wurde jetzt ein neuer Köder namens „Neugierköder“ extra für die Katzen entwickelt, der einer Wurst ähnelt. Er soll die Neugier der Katzen wecken und frisch und lecker aussehen.

Aber hat dieser neue Köder den gewünschten Effekt? Anscheinend schafft ein Gebiet, in dem Katzen vergiftet wurden, Platz für neue Katzen und sie breiten sich einfach nochmals aus. Auch kann man die Köder nicht in der Nähe besiedelter Gebiete auslegen, weil dann Haustiere gefährdet sein würden. Und keiner kann 100%ig nachweisen, ob der neue Köder eine Gefahr für einheimische Saugetiere darstellt.

Biologische Katzenkontrolle

Australischer Umweltminister, Greg Hunt, hat nun aufgerufen, einen Virus zu entwickeln, der die verwilderten Katzen ausrotten soll. Alle Hauskatzen müssten dann gegen den Virus geimpft werden. Da biologische Bekämpfungsmittel nicht immer funktionieren oder sogar nach hinten losgehen können, ist es notwendig, maximale Sicherheitsvorkehrungen zu gewährleisten. Es kann somit 10 bis 20 Jahre dauern, bis dieser Impfstoff entwickelt wird. In der Zwischenzeit könnten aber viele Tierarten vom australischen Kontinent verschwinden.

Katzenfreunde kämpfen gegen die Entwicklung des Virus, weil sie befürchten, dass ihre Hauskatzen trotz Impfung erkranken könnten und der Virus eventuell andere Säugetiere angreifen könnte. Außerdem wünschen sie den verwilderten Katzen keinen langen qualvollen Tod durch den Virus.

Katzenkontrolle durch Sterilisation in Westaustralien

In Westaustralien gibt es seit 2013 ein neues Gesetz, das hoffentlich verhindern soll, dass mehr unerwünschte Hauskatzen in das Outback gehen und verwildern: Alle Hauskatzen, die älter als 6 Monate alt sind müssen:

  • sterilisiert werden
  • einen Mikrochip tragen
  • bei der jeweiligen Stadtverwaltung registriert sein
  • ein Halsband mit einer Registrierungsmarke tragen.

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Der Mikrochip und die Registrierungsmarke sollen dabei helfen, dass Katzen, die verloren gehen, ihren Besitzern wieder zurückgegeben werden können. Nur noch Züchter mit einer speziellen Genehmigung dürfen ihre Katzen fortpflanzen lassen. Katzenbesitzer, die sich an diese Vorschriften nicht halten, müssen Strafen bis zu $5000 bezahlen.

Wird eine Katze gefunden, die keine Marke oder einen Mikrochip trägt und ihr Besitzer somit nicht identifiziert werden kann, dann wird sie nach 3 Tagen eingeschläfert.

Katzenfreunde müssen nun etwa $200 für eine junge, sterilisierte, mit einem Mikrochip versehende Katze bezahlen und noch einmal $100 für eine lebenslange Registrierung. Wird dieses neue Gesetz wirklich helfen, die Wildkatzenpopulation unter Kontrolle zu halten? Wir werden sehen…

Holistische Katzenkontrolle

In Nordamerika stellt die Katze keine Bedrohung für das einheimischeÖkosystem dar, weil die Kojoten ihre Verbreitung verhindern. Das gleiche geschieht in Tasmanien, wo es nur wenige verwilderte Katzen gibt, weil die dort lebenden Tasmanischen Teufel mit ihnen konkurrieren und sie vertreiben.

Einige Ökologen, darunter Professor Chris Johnson von der James Cook Universität, argumentieren für ein holistisches Angehen des Katzenproblems. Sie wollen Dingos, Beutelmarder und Tasmanische Teufel in verschiedene Ökosysteme auf dem australischen Kontinent wiedereinführen. Sie hoffen, dass die einheimischen Räuber die eingeführten Räuber ersetzen oder zumindestens ihre Anzahl verringern und sich die einheimischen Beutetierzahlen dadurch wieder erholen.

Andere Wissenschaftler befürchten, dass diese Maßnahme die Situation nur noch verschlimmert, weil man ein Raubtier nicht trainieren kann, welche Tiere es töten soll. Das Loslassen von neuen Raubtierarten auf die ohnehin schon geschwächte Beutetierpopulation, könnte zum Aussterben vieler Tierarten führen.

Können die Wissenschaftler den Kampf gegen die Katzen gewinnen?

Das australische Katzenproblem ist eine verflixte Situation. Als Beispiel möchte ich die Macquarieinsel nennen, wo Ökologen versuchten, die eingeschleppten Ratten, Katzen und Kaninchen von der Insel zu entfernen. Diese Tierarten wurden im 19. Jahrhundert mit den neuen Siedlern auf die Insel eingeführt.

Obwohl die Katzen einige einheimische Vögel jagten, entwickelte sich hier ein Gleichgewicht, welches das Überleben aller auf der Insel lebenden Tierarten sicherte. In den 80er Jahren wurde ein Virus eingeführt, um alle Kaninchen zu vernichten. Das Ökosystem der Insel fiel zusammen, denn aufgrund der geringen Kaninchenzahl, jagten die Katzen stattdessen die Vögel und einige Vogelarten starben aus.

Foto: Josh Giovo

Die Inselbewohner vernichteten daraufhin alle Katzen. In der Zwischenzeit wurden die Kaninchen immun gegen den Virus und als die letzte Katze im Jahre 2000 von der Insel entfernt wurde, stieg die Kaninchenzahl rapide an und ist Ursache für gewaltige Erosionen auf der Insel. Die ganze Sache wurde noch damit verschlimmert, dass durch die Vernichtung der Katze auch die Anzahl der Ratten gewaltig zunahm, die nun wiederum vermehrt Vogeleier und Küken aßen.

Im Jahre 2007 wurde ein neues Programm eingeführt, dass die Ratten und Kaninchen mittels Köder und Jagdhundeteams auf der Insel vernichten sollten. Die Köder vergifteten aber auch viele einheimische Vogelarten.

Am 8. April 2014 wurde verkündet, dass es auf der Macquarieinsel keine Schädlinge mehr gibt. Nach jahrelangem Kampf ist dies das erfolgreichste Schädlingstilgungsprogramm, dass je durchgeführt wurde.

Ob die Australier diesen Erfolg jemals auf dem ganzen Kontinent erreichen werden, kann nur die Zukunft zeigen. Fest steht, dass sie eine gewaltige Aufgabe vor sich haben. Was meinst du?

Ich persönlich befinde mich bezüglich der Problematik der in Australien eingeschleppten Tierarten in einem Dilemma. Als Katzenliebhaberin denke ich, dass die armen Katzen keine Schuld an dem Problem haben. Und mir wird bei dem Gedanken daran übel, dass niedliche Kaninchen, Fuchsbabys und Schmusekatzen elendig an einem Virus eingehen oder vergiftet werden.

Als Umweltschützerin fühle ich natürlich auch mit den einheimischen Tierarten, wie z.B. den süßen Bilbies, die durch die eingeschleppten Arten vom Aussterben bedroht werden, und weiß, dass eine Kontrolle unbedingt notwendig ist. Ich wünschte nur, es würde eine sichere Kontrolle für den Homo sapiens geben, der auf jeden Fall der Verursacher all dieser Probleme ist. 😉

Wie stehst du zu diesem Thema und was sollten die Aussies deiner Meinung nach tun?

2 Kommentare zu “Verwilderte Katzen und Katzenplage in Australien

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