Hast du genug von Straßenabgasen, Lärm und Stress der Stadt? Sehnst du dich nach einem ruhigen Leben auf dem Lande, in der Wildnis oder vielleicht sogar im australischen Busch oder Outback? Immer mehr Menschen träumen von einem Leben abseits der Zivilisation. Doch nicht jeder ist für solch ein Leben geschaffen. Was tun, wenn kein Mensch weit und breit ist, der dir im Notfall helfen kann? Oder einfach nur jemand, mit dem du ein Schwätzchen halten kannst? Es gibt schon jede Menge Gründe, warum mehr Leute in der Stadt und nicht auf dem Lande wohnen und noch weniger im Busch, in der Wüste, im Dschungel oder im Outback.
Nachfolgend habe ich einige Unannehmlichkeiten des Buschlebens aufgezählt. Unannehmlichkeiten, weil es für mich nicht wirklich Nachteile sind. Ich liebe mein Leben im australischen Busch. Die Vorteile überwiegen eindeutig. Auch wenn ich auf einiges verzichten und mit Unannehmlichkeiten zurechtkommen muss, möchte ich doch nirgendwo anders wohnen.
Und so schlecht sind meine Nachteile nicht. Ich wohne nur 30 Minuten von einer Stadt mit 14.500 Einwohnern entfernt. Genau die richtige Entfernung und die richtige Einwohnerzahl. Ich bin weit genug entfernt vom Menschentrubel, kann aber in relativ kurzer Zeit meine Freunde sehen und Einkäufe erledigen. Und am wichtigsten: Meine Heimatstadt Esperance ist eine verträumte Kleinstadt und keine stressige Grosstadt.
Es gibt jedoch jede Menge Australier, die viel weiter von der Zivilisation entfernt leben. Sie empfinden meine Unannehmlichkeiten vielleicht eher als Nachteile.
1. Schlechte und teure Internetverbindung
Der Unterschied zwischen der Internetverbindung in Städten und in ländlichen Gebieten in Australien ist gewaltig. Wir bezahlen zur Zeit $50 im Monat für 8GB drahtlosen Internetzugriff. Wenn wir die 8GB überschreiten, was jeden Monat geschieht, dann verlangsamt sich die Verbindung dermaßen, dass die Internetbenutzung fast unmöglich wird, denn die langen Wartezeiten sind nervenraubend! In der Stadt würden wir je nach Anbieter für das gleiche Geld 50GB und für den doppelten Preis unbegrenzten ADSL-Anschluss erhalten. Dabei haben wir noch Glück: Wenn wir weiter von der Stadt entfernt wohnen würden, dann würden wir das drahtlose Internet nicht empfangen und stattdessen auf Satelliteninternet angewiesen sein. Für meine 8GB müsste ich $500 im Monat ausgeben, was ich mir natürlich nicht leisten kann und müsste somit mit 500MB auskommen.
2. Einsamkeit
Ein abgeschiedenes Leben kann trostlos sein und ich habe Jahre lang gebraucht, mich daran zu gewöhnen. Vor 10 Jahren fühlte ich mich so einsam, während ich alleine mit meinem Baby zu Hause saß und darauf wartete, dass mein Partner von der Arbeit kam. Keine Schwiegermutter oder Freundin in der Nähe, die mir das Baby abnahm, damit ich einfach mal duschen gehen konnte oder die ich nach Tipps und Ratschlägen fragen kann.
3. Soziale Isolation
Stadtmenschen verirren sich nur selten in den Busch. Obwohl wir nur eine halbe Stunde Autofahrt von der Stadt entfernt wohnen, bekommen wir nur ab und zu Besucher. Meine beiden Kinder spielen zu Hause entweder miteinander oder alleine und nur gelegentlich mit gleichaltrigen Kindern außerhalb der Schulzeit. Ich kann nicht mal schnell bei einer Nachbarin vorbei gehen, denn sie wohnt 5km entfernt. Stattdessen sind Autofahrten notwendig, um andere Menschen sehen zu können.
4. Erlernter Beruf kann eventuell nicht ausgeübt werden.
Leute, die im Busch wohnen, können eventuell ihren Beruf nicht ausüben, wenn der nächste Ort nur ein Dorf oder eine Kleinstadt ist. Dies trifft bei mir zu. Ich bin Diplomingenieurin für Landeskultur und Umweltschutz, würde aber in unserer Kleinstadt Esperance in diesem Beruf keine Arbeit finden. Mehr Chancen hätte ich in der 800km entfernten Stadt Perth. Aber ein Grosstadtleben kommt für mich nicht mehr in Frage. Eine Umschulung wäre erforderlich. Stattdessen entschied ich mich für den Beruf „Hausfrau und Mutter“. Mit den Kindern, Tieren und Garten habe ich sowieso mehr als genug zu tun.
5. Weite Entfernung zu Einkaufsmöglichkeiten
Meistens fahre ich einmal pro Woche in die Stadt und vernichte an diesem Tag all meine Einkäufe und Erledigungen. Wenn ich etwas vergessen habe, dann kommt es eben auf meine Liste für die nächste Woche. Manchmal ist aber ein extra Stadttrip notwendig, wenn etwas wichtiges erledigt werden muss. Dann werden zusätzliche Benzinkosten notwendig und der extra Job kostet extra Zeit.
6. Leben mit australischem Ungeziefer
Hiermit meine ich all die kleinen Tierchen, die uns Menschen Unangenehmlichkeiten bereiten und davon gibt es in Australien jede Menge: Schlangen, Spinnen, Fliegen, Mücken, Bremsen und Zecken. Im Busch gibt es davon mehr als in der Stadt.
- Im Winter sind wir weitgehend von ihnen verschont.
- Im Frühling erwachen die Schlangen hungrig vom Winterschlaf und suchen nach Mäusen. Pass auf, wo du hintrittst!
- Im Frühsommer sind kleine Buschfliegen unterwegs und suchen nach Protein in unseren Tränen, Nasenschleim, Speichel und Blut. So nervig!
- Im Herbst saugen Zecken, Mücken und Bremsen unser Blut; und die White Tip Spiders ziehen in unser Haus, um der Kälte zu entrinnen. Vorsicht!
7. Langer Anfahrtsweg für Krankenwagen
Erleidet man einen Herzinfarkt, schwere Verletzungen oder einen Schlangenbiss im Busch, kann es lange dauern, bis ein Krankenwagen zur Hilfe eilt. Bei uns dauert es mindestens 45 Minuten. Oft ist es schneller, den Notruf zu informieren und dann dem Krankenwagen entgegenzufahren.
8. Autos bleiben nicht lange sauber
In Australien gibt es jede Menge unbefestigte Strassen, die hier „Dirt Roads“ genannt werden. Sie bestehen meist aus rotem Sand und Kiesel. Bei trockenem, heißen Wetter wirbelt man beim Fahren eine riesige Staubwolke auf, die das Auto regelmäßig mit rotem Staub bedeckt. Bei Regenwetter verwandelt sich die Strasse in eine Matschrutschbahn und der aufgewirbelte Schlamm bespritzt das Auto.
An einem Schultag fahre ich 16 km auf unserer unbefestigten Strasse, wenn ich meine Kinder zum Schulbus bringe und wieder abhole. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schnell mein Auto nach stundenlanger Wascharbeit wieder schmutzig aussieht. Einige meiner Nachbarn waschen ihre Autos aus Prinzip nicht, denn die Arbeit lohnt sich nicht. Ich wasche mein Auto gelegentlich, wenn ich den Dreck nicht mehr ertragen kann.
9. Geringe Schulauswahl
Nur gelegentlich ist es einem Buschbewohner möglich, seine Kinder in die Waldorfschule oder eine andere Schule seiner Wahl zu schicken. Oft fährt der Schulbus nur in die nächst gelegene Schule und das war es. Manchmal ist die Schule so weit entfernt, dass andere Entscheidungen getroffen werden müssen: Kommt mein Kind ins Internat oder wird es zu Hause unterrichtet?
10. Gemüsegarten wird von wilden Tieren attackiert
Wer einen Gemüsegarten im Busch betreibt, muss ihn von wilden Tieren schützen. Kängurus, Possums und Kaninchen lieben die saftigen, grünen Pflanzen. Ein ausreichend hoher feinmaschiger Zaun reicht meist aber schon.
11. Handwerker haben einen langen Anreiseweg
Es ist schwerer einen Handwerker zu finden, wenn man im Busch wohnt, denn der Handwerker benötigt einen längeren Anfahrtsweg. Jeder Handwerksjob kann lange Wartezeiten und Mehrkosten erfordern. Da gibt es nur einen Ausweg: Selbst ist der Mann. Lernen, lernen, lernen! Zum Glück habe ich meinen Handwerker zu Hause. Mein Partner kann fast alles selbst bauen und reparieren. Es erstaunt mich jedes mal, was er alles kann.
12. Buschfeuergefahr
Ein Buschfeuer kann immer ausbrechen, aber die gefährlichste Zeit ist der Hochsommer, wenn es ewig nicht geregnet hat und der Busch knochentrocken ist. Feuerschutzstreifen müssen angelegt und jeden Frühling gewartet werden.
13. Arbeit, Arbeit, Arbeit!
Die Arbeit hört im Busch nie auf. Ständig muss der Garten gegossen, die Tiere versorgt, Holz geholt und tausend andere Arbeiten verrichtet werden. Aber das heißt auch, das Leben wird nie langweilig!
So, dies waren die Unannehmlichkeiten meines Buschlebens. Wären dies eher Nachteile für dich und fallen dir noch mehr ein? Ich bin auf deinen Kommentar gespannt!
Das sind ja sehr ehrliche Texte / kann ich mir gut vorstellen. Einsam kann man auch in Berlin oder in Hamburg sein. Habe in Berlin und auf dem Lande bei LG gelebt: Es hat Jahre gedauert, bis mich die Dorfbewohner akzeptiert haben. Aber kurz: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Take care / alles Gute!
Wie ist es denn so mit der Strom- & Wasserversorgung? Ich denke mal, bei 30 min Entfernung besteht noch die Chance auf Strom & fließendes Wasser, aber wenn man so richtig tief im Busch wohnt?
Strom und Wasser ist kein Problem, auch wenn man Stunden von der naechsten Stadt entfernt wohnt. Falls man kein Brunnen installieren kann, so kann man immer genuegend grosse Regenwassertonnen kaufen. Und mit einer Solaranlange hat man auch genuegend Strom. Man hat zwar am Anfang ziemlich grosse Anschaffungskosten, doch mit den Jahren spart man sehr viel Geld!